Ana Šoretić – Sinica

 

Ana Šoretić – Sinica

Anna Schoretits – Meise

prem tebi

suprotivnoga

prorukuju

javljaš se

dan za danom

kod obloka mojega

i pjevaš

optimistu na veselje

jačku ufanja …

allen Prophezeiungen

zum Trotz

erscheinst du

Tag für Tag

an meinem Fenster

und singst

zur Freude des Optimisten

das Lied

der Hoffnung …

 

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 201.

https://ivansic.wordpress.com/2016/06/18/ana-schoretits-sinica/

Fred Hergović – Dobro došli u Alzheim

 

Fred Hergović – dobro došli u Alzheim

Fred Hergovich – Willkommen in Alzheim

kada je

kade je

ča je

gdo je

gdo si

gdo sam

wann war das

wo ist was

was ist das

wer ist das

wer bist du

wer bin ich

 

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 210.

https://ivansic.wordpress.com/2013/12/11/fred-hergovic-filez-likud-19-10-2013/

http://www.fredhergovich.eu/poems/dobro-doli-u-alzheim/

Jurica Čenar – Ura

Jurica Čenar – ura

Jurica Čenar – stunde

ura u poslu

ura pred kompjutorom

ura doma

ura u parizu

ura na jadranu

ura u crikvi

svaka ura

dura

jednu uru

samo školska ne

eine stunde in der arbeit

eine stunde vor dem bildschirm

eine stunde zu hause

eine stunde in paris

eine stunde am meer

eine stunde in der kirche

 

jede stunde

dauert

60 Minuten

nur die schulstunde nicht

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 210.

https://ivansic.wordpress.com/2014/09/15/jurica-cenar-ura/

ura u poslu / na poslu

neke stvari su dragačije nego u Der See…

audiozapis: HN blog

Jurica Čenar – Križ i kruh

 

Jurica Čenar – križ i kruh

Jurica Čenar – Unter dem Kreuz das Brot

kruh naš svakidanji

plod človičjih ruk

plod zniknul duh

klas na lik križa

uzrejao uz križanje

pravislom svezan u snope

uložen u križiće

zmlaćen

zmrvljen

zamisen

zajden

da nam danas

novi kruh

ne bude suh

križ zarizat

kanim ja

gredu na gredu

na skrajku i sredu

ali noža

noža nimam ja

kruh

riže

rizalica

unser tägliches Brot

Schöpfung menschlicher Hände

gereift durch die Kraft des Geistes

 

unter dem Kreuzeszeichen

während des Hagelläutens

Ähren zu Garben gebunden

gelegt in Mandeln

gedroschenes Korn

zerbröselt

geknetet

aufgegangen

 

den Verzehr saftigen Brotes

sichernd

 

ein Kreuz will ich andeuten

mit dem Messer Balken queren

vom Scherzel bis zur Krume

 

doch teilt heute

die Maschine

unser täglich Brot

 

(Nachdichtung: Agnes Schuster)

 

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 211.

https://ivansic.wordpress.com/2016/04/29/jurica-cenar-kriz-i-kruh/

 

zmlaćen,

zmrvljen.

Unter>unter

Živko Veljković – Kraj

 

Живко Вељковић  – Крај

Živko Veljković – Laune

Све моје победе су Пирове

Све моје rане дубоке

И питам се, док бежим сам

чему се битке воде?

Зашто сам уништио ово поље?

Зашто су сломљена копља?

Никог не мрзим, још мање волим

Све сам иништио, ништа је моје

И умирем на пољани сам

Као победник, ако херој

Као неко ког’ ће да славе

И умирем и лагани бескрај

Због сувише амбиција, снажних жеља

Из претераног српљења

Alle meine Siege sind wie die des Pyrrhus

alle meine Wunden sind tief.

Und ich frage mich liegend allein

wofür es überhaupt die Kämpfe gibt.

 

Warum zerstörte ich dieses Feld da?

Warum sind die Speere gebrochen?

Weder aus Hass noch aus Liebe –

Alles ist vernichtet, das Nichts ist meines!

 

Dann versank ich in die endlose Tiefe

wie ein Sieger, wie ein Held

wie jemand, der bejubelt wird …

 

Und ich verschwand in die Ewigkeit

wegen meines Ehrgeizes, meines starken Willens

aus übertriebener Geduld.

Živko Veljković – Kraj

Sve moje pobede su Pirove

Sve moje rane duboke

I pitam se, dok bežim sam

Čemu se bitke vode?

Zašto sam uništio ovo polje?

Zašto su slomljena koplja?

Nikog ne mrzim, još manje volim

Sve sam uništio, ništa je moje!

I umirem na poljani sam

Kao pobednik, kao heroj

Kao neko kog’ će da slave …

I umirem u lagani beskraj

Zbog suvišе ambicija, snažnih želja

Iz preteranog strpljenja.

 

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 212.

Živko Veljković – Hir

 

Живко Вељковић – Хир

Živko Veljković – Laune

Шта је наш плам

од блиатавог сјаја

у дубини нашој

што гори за изводи?

Шта је хир

насирам чудеса

не могу да стану?

О тужно, тужно

до краја, до дна.

И сами погледи наши

када се сретну

на линији

бистрозелена ока два …

Was ist unsere Flamme

im funkelnden Glanz

die aus unserer Tiefe

brennt zum Herzeigen?

 

Was ist unsere Laune

gegen die Wunder

die in unserem Kopf

keinen Platz finden?

 

Oh traurig, traurig

zum Ende, zu Boden.

Auch unsere einsamen Blicke

wenn sie sich treffen

auf einer Linie

zweier klarer und grüner Augen …

Živko Veljković – Hir

Šta je naš plam

od blistavog sjaja

u dubinu našoj

što gori da izbori?

Šta je naš hir

naspram čudesa

što nam u glavi

ne mogu da stanu?

O tužno, tužno

do kraja, do dna.

I sami pogledi naši

kada se sretnu

na liniji

bistrozelena oka dva …

 

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 213.

Boško Tomašević – Govor i dalje u dolaženju

 

Boško Tomašević – Govor i dalje u dolaženju

Boško Tomašević – Die Rede auch weiter im Kommen

u Boga

laka jednostavnost stvari

odsutnost služi prisutnosti

prisutnost odsutnosti

tablice zapisane

hladnoća decembarske večeri

sveta noć

u našoj rasutosti

On nepokrenut ljubavlju

Njegov govor

i dalje u dolaženju

Bei Gott

leichte Einfachheit der Dinge

Abwesenheit dient Anwesenheit

Anwesenheit Abwesenheit

 

Schildchen beschrieben

Kälte eines Dezemberabends

Heilige Nacht

 

in unserer Zerstreutheit

Er ungerührt von der Liebe

 

Seine Rede

auch weiter im Kommen

 

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 226.

Boško Tomašević – Svetlost davnih dana (Na jednu temu S. Beketa)

 

Boško Tomašević – Svetlost davnih dana

(Na jednu temu S. Beketa)

Boško Tomašević – Das Licht vergangener Tage

(Zu einem Thema von S. Beckett)

Gledaš gde nikada davno

ponekad gde uvek davno

trag skoro uvek tamo gde nekada

plamičak od žadi gde nikada davno

ne svetli. Svaki put sada sa danom

sa večeri sa nebom gledaš

gde nikada davno gde uvek davno.

Du schaust wo du früher niemals

manchmal wo du immer

die Spur fast immer dort wo einst

ein Jadeflämmchen wo es niemals früher

brannte. Jedes Mal jetzt mit dem Tag

mit dem Abend mit dem Himmel schaust du

wo du früher niemals wo du früher immer.

 

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 226.

Boško Tomašević – Granice moga kraja

 

Boško Tomašević – Granice moga kraja

Boško Tomašević – Die Grenzen meines Endes

neće biti nepristojne granice moga kraja

nikakve tuge nikakav da a lepo plavo

nebo beli oblaci dubina-visina kojoj idem

prema ustaljenom svetlu ni boljem ni gorem

nego juče upornom nenametljivo nametljivom

koje me hoće jer sam duša koja će svetlosti

dodati svetlost svejedno koliko mali prilog

duše večnosti smiraju talir nove uzaludnosti

najnovijoj uzaludnosti koja nas blagovremeno

obasjava svuda nas sustižući idući od kuće do kuće

dokle god vreme i ljubav postoje.

Es wird keine unziemenden Grenzen meines Endes geben

keine Trauer kein Tag sondern einen schönen blauen

Himmel weiße Wolken Tiefenhöhe zu der ich gehe

zum ewigen Licht weder besserem noch schlechterem

sondern zu dem gestern unerbittlich unaufdringlich Aufdringlichen

das mich will denn ich bin ein Seele die dem Lichte

Licht zugeben wird ein wie kleiner Betrag

auch immer der Seele zur Ewigkeit zur Dämmerung ein Taler neuer Vergeblichkeit

für neueste Vergeblichkeit die uns rechtzeitig

beleuchtet überall uns einholend beim Gehen von Haus zu Haus

solange Zeit und Liebe bestehen.

 

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 227.

Ana Bilić – Smijeh zraku

 

Ana Bilić – Smijeh zraku

Ana Bilić – Ein Lachen in der Luft

Kad ne bih imala tijelo,

nego samo krila

i samo jednu mrežu,

onda bih

mogla uhvatiti

dašak vjetra

koji bi prljavštinu i nemilost

od sviju nas

mogao otpuhati.

Livade i male gradove,

ono obično bivstvovanje,

mogla bih ugledati na zemlji,

mogla bih jahati stepama,

mogla bih

se okrenuti,

i smijati,

što sam imala budućnost na

Bodenskom jezeru,

nakon što sam

sklopila moje prvo

obećano prijateljstvo

s Moskvom.

Tamno more na kraju će me

sigurno podsjetiti na nešto

što sam zaboravila kroz život,

stajat ću zbunjeno

i glupo pitati:

I ti si došao vlakom?

Jesi imao krila i mrežu?

Ispričaj mi to molim te još jedanput!

Wenn ich keinen Körper hätte

nur breite Flügel

und ein Netz

dann

würde ich einen Lufthauch

fangen können

der unseren Schmutz und unsere Ungnade

für alle von uns

abblasen könnte.

 

Wiesen und kleine Städte

ein ganz gewöhnliches Dasein

würde ich über das Land erblicken können

ich würde durch Steppen reiten

ich würde

mich drehen können

und lachen

dass ich eine Zukunft am Bodensee gehabt hatte

gleich

bevor ich meine erste versprochene

Freundschaft mit der Moskwa

geschlossen habe.

 

Das dunkle Meer am Ende wird mich sicher

an etwas erinnern

was ich durch dieses Leben vergessen habe

ich werde verwirrt dastehen

und dumm fragen:

Bist du auch mit dem Zug gekommen?

Hast du Flügel und ein Netz gehabt?

Erzähl mir darüber bitte noch einmal!

 

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 228-229.