Ewald Höld – Moj razlučen jezik

1 Heimat:       haymat, haymatlos

2 Leben:        Integration, Assimilation

3 Liebe:         Nähe und Distanz, Land und Leute

4 Beistrich:    Andere Welten, Themen, Gesichtspunkte

 

haymat, haymatlos

(türkische Lehn-, „Fremd“wörter aus dem Deutschen)

Österreich

Ich liebe Österreich auf dieselbe verzweifelte und traurige Weise, wie ein Bub,

der seine Mutter in sehr frühen Jahren verlor, ängstlich die neue Frau seines Vaters liebt.

Jener Bub, der gerade erst die Süße einer Mutter erahnt hat

und die Geborgenheit des Menschenschoßes,

er vergöttert seine Stiefmutter, wie auch immer sie ihn behandelt –

allein wegen der Tatsache, dass er wieder eine Mutter hat!

Rubén Dario de Arango y Alvarez

 

 

Ewald Höld – Moj razlučen jezik

Ewald Höld – Meine geteilte Sprache

Kadakoč gledam

nenavidno na one,

kojim služi jezik –

vezani su na rič,

usko i bezgraničeno –

tekuće dobro,

u potoku mokrog,

vlažnog jezika.

Moj razlučen jezik,

raskinut u mom tijelu,

bolan, tudji –

razbačene kocke,

rič za ričom

u raspadjenom

nutarnjem mojem gaju.

Govorim,

misli išću kocku,

kade-tade u nutarnjem kraju

Jezik zavrit,

u kamenoj tišini.

Čudno, da šutim?

Manchmal bewundere ich

diejenigen, die

die Sprache sprechen

die sie besitzen

fest verbunden

untrennbar von ihnen.

Ihr Reden, ein Fluss

benetzender Wörter.

 

Meine Sprache ist geteilt

zerrissen in mir

im Körper getrennt

schmerzhaft fremd.

In allen Teilen

zerfledderte Puzzles

Wort für Wort

Im freien In-mir-Raum

 

Wenn ich spreche

sucht mein Gedanke

verzweifelt das Teil

in meinem Irgendwo-Raum

Sprache mühevoll, abgekapselt

in der steinernen Stille.

Wundert es

schweige ich?

 

Gerald Kurdoğlu Nitsche (mit Bruno Gitterle) (Hrsg.), Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch, Innsbruck-Wien, Haymon Verlag, 2008, 37.

razkinut>raskinut

tjelu>tijelu

tuđi>tudji

razpadjenom>raspadjenom

kade tade>kade-tade

Ćudno>Čudno